Erfahrungsberichte - Herr K. aus München

Wie die Sucht die Familie ersetzt.

Bei mir fing es an wie bei jedem: am Anfang bin ich nur ab und zu in Spielhallen gegangen, habe ein paar Euros gewonnen und bin dann auch wieder rausgegangen. Aber nach ein paar Wochen wurde es mehr und mehr und immer intensiver. Ich bin dann in Spielhallen und auch in Casinos gegangen, wo ich sowohl an Automaten als auch im „Großen Spiel“ gespielt habe.

Am Anfang ist meine Frau mit mir mit in die Spielhalle gegangen. Sie wurde dann aber schwanger und hat es da sein lassen. Als wir Probleme miteinander hatten und viel gestritten haben, wurde der Automat mehr und mehr zu meiner Bezugsperson.

Er war für mich Freund, Bruder, Schwester – alles in einem.

So habe ich mich auch von meiner Familie, meinen Eltern und Geschwistern immer mehr zurückgezogen. Gleichzeitig habe ich mich immer mehr verschuldet.

Als selbständiger Franchise-Nehmer hatte ich auch lange Zeit einfach immer Geld zur Verfügung. Das habe ich alles verspielt.

Der Automat hat mich von meinen Sorgen abgelenkt und so war ich fast nur noch bei ihm. Nur er war wichtig für mich.

Ich habe nicht mal die Geburt meines Sohnes wirklich mitbekommen, das habe ich erst viel später richtig realisiert.

Irgendwann musste ich dann mein Geschäft aufgeben und bin in die Privat-Insolvenz gegangen. Aber ich habe trotzdem weiterhin alles Geld verspielt, was mir in die Finger kam.

Während dieser Zeit ist meine Frau abgehauen.


Wir haben uns aber wieder zusammengerafft und sind in eine neue Wohnung gezogen. Doch ich bin einfach nicht vom Spielen losgekommen. Als es wieder rauskam, bin ich dann gegangen.

In meiner Verzweiflung habe ich mich dann an eine Beratungsstelle gewandt. „Ich bin spielsüchtig,“ habe ich zu der Beraterin gesagt.

In den Gesprächen mit ihr kam schnell heraus, dass eine ambulante Therapie bei mir wohl nicht reichen würde.


Immerhin hatte ich schon sechs Jahre gespielt. Sie hat mir einen Platz in einer spezialisierten Klinik vermittelt und dort bin ich jetzt. Ich werde noch acht Wochen hier bleiben, danach kehre ich zurück in meine Familie, die mich wieder aufnimmt.

Autor: Herr K. aus München