Glücksspielsucht
Was ist eine Glücksspielsucht ?
Beherrscht das Glücksspielen irgendwann die gesamte Lebensführung und Gedankenwelt, kann man von pathologischem Glücksspiel oder umgangssprachlich von einer Glücksspielsucht sprechen.
Betroffene vernachlässigen Familie und Freundeskreis, soziale Kontakte und den Beruf. Aufgrund der Ähnlichkeit zu stoffgebundenen Süchten (zum Beispiel nach Alkohol oder Drogen) wird das pathologische Spielen in Fachkreisen überwiegend als Verhaltenssucht verstanden und den Abhängigkeitserkrankungen zugeordnet.
Glücksspielsucht wird von Krankenkassen und Rentenversicherungsträgern als rehabilitationsbedürftige Krankheit anerkannt. Deshalb übernehmen sie in der Regel die Kosten für eine stationäre oder ambulante Behandlung als Rehabilitationsmaßnahme (Reha)
Glücksspielbezogene Probleme sind weniger auffällig für die Außenwelt als andere Süchte, da körperliche Hinweise (zum Beispiel der Geruch nach Alkohol) fehlen. Dennoch zeigen Betroffene einige Anzeichen, die auf Probleme mit Glücksspielen hinweisen können:
- vermehrte finanzielle Schwierigkeiten trotz gesichertem Einkommen
- Schuldenaufnahme ohne ersichtlichen Grund
- von Bekannten oder Familienangehörigen wird Geld geliehen
- weniger Zeit, unerklärte Abwesenheit von der Arbeit oder zu Hause
- Ausreden und Lügen, um das Ausmaß des Glücksspielens zu verheimlichen
- Unruhe, Nervosität und Schlafprobleme
- Reizbarkeit und starke Stimmungsschwankungen
- Zunehmende Unzuverlässigkeit und gedankliche Abwesenheit
Hinweis: Diese Anzeichen sind allerdings nicht allgemeingültig, und selbst beim Vorliegen einzelner Merkmale muss nicht zwangsläufig eine Glücksspielsucht die Ursache sein.
Als Grundlage zur Diagnose werden der DSM-5 oder der ICD-10 herangezogen. Für die Betroffenen können die folgenden Merkmale auf eine Suchterkrankung hindeuten. Wenn weniger Kriterien auf eine Person zutreffen, spricht man von einem riskanten oder problematischen Spielverhalten:
Diagnose "Störung durch Glücksspielen" nach DSM-5
Für die Diagnosestellung müssen mindestens vier der folgenden neun Kriterien innerhalb eines Jahres erfüllt sein:
- Starke Eingenommenheit vom Glücksspiel, z.B. andauernde Gedanken an Glücksspiel oder Glücksspielerlebnisse. Häufige Überlegungen, wie Geld für das Glücksspielen beschafft werden kann
- Toleranzentwicklung, Einsetzen immer höherer Beträge beim Glücksspiel, um den gleichen Effekt bzw. Kick erreichen zu können
- Kontrollverlust über Umfang und Dauer des Glücksspiels. Versuche, das Glücksspielen zu beenden oder zu beschränken, schlagen fehl
- Entzugserscheinungen beim Versuch, weniger zu spielen, z.B. Unruhe oder Reizbarkeit
- Spielen, um Sorgenoder schlechte Gefühle auszugleichen oder zu vermeiden
- Versuche, Spielverluste durch erneutes Glücksspiel zurückzugewinnen
- Lügen über die Häufigkeit des Spielens und die daraus entstehenden Probleme
- Gefährdung/Verlust wichtiger Beziehungen oder beruflicher Chancen wegen Glücksspielens
- Verlassen auf die Bereitstellung von Geld durch andere („Freikaufen")
In Anlehnung an: American Psychiatric Association (2015). Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen – DSM-5. Hogrefe Verlag, Göttingen
Diagnose "Pathologisches Spielen" nach ICD-10
Die Störung zeigt sich durch ein Glücksspielverhalten, das weite Teile des Lebens bestimmt. Wichtige Lebensbereiche, wie z.B. soziale, berufliche und familiäre Verpflichtungen werden dadurch beeinträchtigt.
Diagnosekriterien:
- Mehrere Glücksspielaktivitäten in einem Zeitraum von mindestens zwölf Monaten
- Das Glücksspielen wird fortgesetzt, obwohl es zu Problemen und belastenden Gefühlen führt
- Betroffene sind kaum dazu in der Lage, das Glücksspielen zu unterbrechen bzw. zu kontrollieren. Häufig besteht ein starkes Verlangen, erneut zu spielen
- Andauernde Gedanken an Glücksspiele oder damit zusammenhängende Ereignisse
In Anlehnung an: Dilling, H. (Hrsg.) (2006). Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen. Verlag Hans Huber, Bern
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Probleme mit Glücksspielen können sich in alle Lebensbereiche auswirken. Folgende Themenbereiche werden von Betroffenen häufig beschrieben:
- Persönlichkeitsveränderungen
Wenn sich Gedanken und Handlungen zunehmend um das Glücksspiel drehen, kommt es häufig zu gedanklicher Abwesenheit. Freude und Motivation für andere Tätigkeiten geht verloren. Stimmungsschwankungen, Konzentrations- und Leistungsmängel können aufreten. Angst und Scham davor, Erwartungen nicht zu erfüllen und wegen Lügen, die das Glücksspielen verbergen sollen, sind belastend. Viele Betroffene berichten von massiver Erschöpfung, Selbstzweifeln und Schuldgefühlen.
- Mögliche (Folge-)Krankheiten
Viele Betroffene haben weitere Erkrankungen, die zum Teil schon vor dem Glücksspielen bestanden und zum Teil eine Folge des Glücksspielproblems sind. So kann es etwa sein, dass Betroffene eine Depression entwickeln oder Suizidgedanken haben. Ein erhöhter Alkoholkonsum oder Konsum anderer Substanzen kann auftreten, um sich zu entspannen oder die Zeit bis zur nächsten Spielmöglichkeit zu überbrücken.
- Umfeld und Arbeitsplatz
Die Glücksspielproblematik wirkt sich auch auf das Umfeld der Betroffenen aus. Viele Betroffene haben Konflikte mit ihren Angehörigen, z.B. aufgrund des Glücksspiels, der häufigen Abwesenheit von zu Hause, der Stimmungsschwankungen oder wegen des Geldes. Auch am Arbeitsplatz kann die Glücksspielproblematik zu Schwierigkeiten führen, etwa wenn Betroffene zu spät in die Arbeit kommen oder während der Arbeit unkonzentriert, gereizt oder übermüdet sind.
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- Finanzielle Schwierigkeiten
Nahezu alle Betroffenen geraten aufgrund der Glücksspielproblematik in finanzielle Schwierigkeiten. Geld verliert für die Betroffenen zunehmend seinen Wert als Zahlungsmittel und wird zum Suchtmittel. Die finanziellen Schwierigkeiten tragen häufig mit zu einem Teufelskreis bei: Wenn Geld für existenzielle Dinge fehlt oder Schulden gemacht wurden, steigt die Hoffnung einen großen Gewinn zu machen und damit die Probleme zu lösen. Erneutes Glücksspiel führt zu weiteren finanziellen Verlusten, die die Situation verschärfen.
Laut Glücksspielsurvey 2023 sind in Deutschland 2,4% der Bevölkerung von einer glücksspielbezogenen Störung betroffen. Weitere 6,1% aller 18- bis 70-jährigen Befragten erfüllen ein bis drei Kriterien des DSM-5. Bei ihnen ist ein riskantes Spielverhalten nicht auszuschließen.
Viele Angehörige - Erwachsene, wie auch Kinder - sind von den Auswirkungen der Erkrankung mitbetroffen.
In der Studie gaben 6,7 % der Befragten an, aktuell eine oder mehrere Personen in ihrem Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis, zu kennen für die das Wetten oder Spielen um Geld zu einer Belastung oder einem Problem geworden ist (engeres soziales Umfeld: 3,8 %).
(Nach dem "Glücksspielsurvey 2023 zur Glücksspielteilnahme und glücksspielbezogenen Problemen in der Bevölkerung" des Instituts für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD))
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