Krise und Notfall
Psychische Krisen können jeden Menschen treffen, unabhängig von äußeren Merkmalen wie Geschlecht, Alter, Bildung oder sozialem Status. Die Ursachen für eine seelische Notlage sind vielfältig und können Folge einer länger andauernden Belastung sein oder in einer akuten Krisensituation entstehen.
Menschen mit einer Glücksspielproblematik und auch deren Angehörige sind oft vielen dauerhaften Belastungssituationen ausgesetzt (z.B. Geldsorgen, Konflikten in der Familie oder am Arbeitsplatz). Kommen dann noch kurzfristige krisenhafte Erlebnisse (z.B. ein hoher Geldverlust, eine Trennung, der Verlust von Wohnung oder Arbeitsplatz) hinzu, kann es schnell zu einer psychischen Notfallsituation kommen.
In einer akuten Krise geht das innere Gleichgewicht verloren, wenn Situationen und Lebensumstände mit gewohnten Strategien nicht mehr gemeistert werden können oder die eigenen emotionalen, psychischen und körperlichen Reaktionen als befremdlich erlebt werden.
In so einer Situation drehen sich die Gedanken oft im Kreis und Gefühle wie Angst, Wut, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit werden übermächtig. Gefühlte Perspektivlosigkeit und eine Verengung der Wahrnehmung führen häufig dazu, dass Lösungen und Hilfsangebote nicht mehr gesehen werden können. Spitzt sich die Krise zu einer psychiatrischen Notfallsituation zu, kann das eigene Verhalten manchmal schwer kontrolliert werden.
Es ist sinnvoll, sich in einer Krise Hilfe und Unterstützung zu suchen.
Wichtig: Sobald in einer Krise eine unmittelbare Gefahr für die betreffende Person selbst (z.B. durch Suizid) oder für andere entsteht, sollte man nicht zögern, sofort einen psychiatrischen Krisendienst (s.u.), den Rettungsdienst (112) oder die Polizei (110) zu verständigen.
Sollten Sie sich aktuell in einer psychischen Krise befinden, können Sie außerdem:
- zu Ihrem Arzt gehen oder ihn anrufen,
- Kontakt zum regional zuständigen Krisendienst aufnehmen, z.B. zu den Krisendiensten Bayern. (Achtung: Krisendienste sind in anderen Bundesländern noch nicht flächendeckend ausgebaut)
- Kontakt mit dem ärztlichen (psychiatrischen) Bereitschaftsdienst (bundesweite Tel.: 116 117) aufnehmen,
- Kontakt mit einer Klinik mit psychiatrischer Abteilung aufnehmen,
- sich an ein Hilfs- bzw. Beratungsangebot für Krisensituationen wenden.
- Hier finden Sie Adressen:
- Deutsches Bündnis gegen Depression
- Telefonseelsorge – Hilfen vor Ort
- Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention
oder sich an eine Telefon- oder Online-Beratung wenden:
- Telefonseelsorge: anonyme, kostenlose Telefon- und Online-Beratung zu jeder Tages- und Nachtzeit unter den bundesweiten Telefonnummern 0800 - 1110111 oder 0800 - 1110222 oder 116 123 bzw. der Website www.telefonseelsorge.de
- Kinder- und Jugendtelefon „Nummer gegen Kummer“: anonyme, kostenlose Telefon- und Online-Beratung von Mo bis Sa 14:00-20:00 Uhr unter der bundesweiten Telefonnummer: 116 111 bzw. der Website www.nummergegenkummer.de
- U25 Deutschland: anonyme, kostenlose Online-Beratung unter https://www.u25-deutschland.de/
Auch wenn manche seelische Krise zunächst aus eigener Kraft oder mit Hilfe eines nahestehenden Menschen gemeistert werden kann, ist es wichtig, die Problematik genauer anzuschauen, rechtzeitig gegenzusteuern und bei Bedarf fachkundige Hilfe anzunehmen. Denn dadurch lässt sich oft eine weitere Zuspitzung vermeiden und verhindern, dass aus einer Krise eine längere Krankheit wird. Grundsätzlich ist es hilfreich, Belastung und Stress zu reduzieren und bisherige Lösungsversuche zu überprüfen.
Bei einer vorliegenden Glücksspielproblematik sollte unbedingt die Hilfe einer Suchtberatungsstelle in Anspruch genommen werden. Diese kann nicht nur bei der Behandlung der zugrundeliegenden Suchterkrankung, sondern auch bei der Lösung der daraus resultierenden Folgeproblematiken (z.B. Schulden, drohender Wohnungsverlust) weiterhelfen. Auch Angehörige können sich hier beraten lassen. Die Beratung ist kostenlos und streng vertraulich. Auch der Anschluss an eine Selbsthilfegruppe bietet Entlastung.